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In memoriam Marianne Schuller

Tagung zu Ehren von Prof. Dr. Marianne Schuller

Lesen und Schreiben. Figuren des Kleinen

3. und 4. August 2024, Hochschule für bildende Künste, Lerchenfeld 2, 22081 Hamburg

Am 4. August 2023 ist Marianne Schuller gestorben. Den ersten Todestag nehmen wir zum Anlass, ihrer zu gedenken und Erinnerungen an sie auszutauschen. Wir widmen ihr eine Tagung, bei der es um ihre besondere Aufmerksamkeit für Kleines – kleine Dinge, kleine Figuren, kleine Literaturen – und darum gehen soll, welche Anschlüsse, Inspirationen und Entsprechungen ihr mikrologisches Denken, ihr geflügeltes „Klein, aber oho“, in der Literaturwissenschaft, aber auch auf anderen Feldern der Geistes- und Sozialwissenschaften (exemplarisch: Psychoanalyse, Kulturwissenschaft, Organisationstheorie) ermöglicht. Wir möchten sie also ehren, indem wir die große interdisziplinäre Bewandtnis ihres scharfen mikrologischen Blicks zum Thema machen, mit einer Tagung für alle, die in ihren respektiven Disziplinen von Figuren des Kleinen fasziniert sind.

Die Idee zu dieser Veranstaltung ist aus spontanen Überlegungen von Freund:innen und Vertrauten hervorgegangen, die mit Marianne über lange Jahre in engem persönlichen Kontakt und Austausch standen, Wegbegleiter:innen auch der letzten Lebensjahre und -wochen. Die Veranstaltung erhebt nicht den Anspruch sich repräsentativ auf das Lehr- und Forschungsprofil von Marianne Schuller zu beziehen, sondern wendet sich vielmehr an Interessierte über den Kreis von Literaturwissenschaftler:innen hinaus – und möchte Marianne ehren, indem sie die Fruchtbarkeit ihres Denkens auch für andere Disziplinen exemplarisch aufzeigt. Dafür haben wir ihren mikrologischen Blick und Sinn für Figuren des Kleinen als Inspirationsquelle ausgewählt. Zur Tagung wird zudem ein Band mit ausgewählten Schriften Mariannes vorliegen, der Einblicke in das breite Spektrum ihrer Arbeit bietet, einschließlich einige ihrer Beiträge zu einer feministischen Literaturwissenschaft, wie etwa ihre Texte zu Rahel Varnhagen, Else Lasker-Schüler, Rosa Luxemburg oder Sabina Spielrein. 

Das Gedenken an Marianne besteht also in dem Dreiklang aus Tagung, Buch und der Gedenkseite. 

„In literarischen Texten“, so hat Marianne Schuller es einmal formuliert, „wimmelt es von kleinen Figuren, von Zwergen, Kobolden, Heinzelmännchen und Däumlingen, von bucklichten Männlein und ins Kleine geschrumpften Melusinen. Die fiktiven literarischen Welten mit all ihren winzigen Figürchen, die zudem häufig, man denke nur an die Kölner Heinzelmännchen, ihr Leben in nächtlich unsichtbaren Welten führen, eignen sich in besonderer Weise zur Produktion fantastischer Vorstellungen, Bilder und Phantasien, die jedoch eine unabsehbar große kulturelle Leben wirksam entfalten. Dieser Zug und Effekt des Kleinen ist natürlich keineswegs nur Sache der Literatur, sondern wird durch die unabsehbar großen Bereich des hier nur flüchtig gestreiften Begriffs ‚Nanotechnologie’ oder auch der Mikrobiologie in die Welt gebracht.“

Mit Blick auf Literatur ging es ihr dabei „nicht so sehr um die vielfältigen kleinen, den Schauplatz der literarischen Texte bevölkernden Figuren, sondern um eine anders ausgerichtete der Frage: Es geht um die Frage, wie weit Literatur selbst als ein Milieu erscheint, das sichtbar-unsichtbar, spürbar oder wie vergessen, wie ganz von ferne das Kleine als ein Lebenselement von Literatur enthält. Diese Frage steht keineswegs in Opposition zu den Welten und Zeiten umspannenden großen Literaturen, vielmehr schließt sie die ‚große Literatur’ ein. Denn auch diese empfängt die Gabe des Kleinen als Element des literarischen Milieus.“

Und nicht nur die Literatur. Die Gabe des Kleinen ist erst recht in den Welten und Zeiten, die sie umspannt, am Werk – in der Praxis und Psyche wirklicher Menschen, in ihrer Kultur, sogar in Bürokratien, und daher auch für die Wirklichkeitswissenschaften von höchstem Interesse. All‘ dem ist die Tagung gewidmet – jenem Erstaunen, das in jenem geflügelten Wort „Klein, aber oho“ zum Ausdruck kommt, in einem „Wow“, das nicht nur die Literatur-, sondern auch jede Realwissenschaft ergreifen sollte. „Die Fähigkeit des Erstaunens über den Gang der Welt ist Voraussetzung der Möglichkeit des Fragens nach ihrem Sinn.“ (Max Weber)

Vortragende und vorläufige Arbeitstitel

Samstag, 3.8.2024

  • Iris Därmann Kinder versammeln
  • Jürgen Link Die kleinen Chocks der Moderne. Statistische Normalisierung und literarische Denormalisierung 

  • Ute Gerhard Kleine Fluchtlinien bei Kracauer u. a.
  • Ludwig Fischer Sie sind Milliarden, und sie denken in uns mit. Neue Forschungen zum menschlichen Biom.

Sonntag, 4.8.2024

  • Karl-Josef Pazzini Mut zu erlesenen Kleinigkeiten. Lesen als Hören
  • Michaela Ott Minoritär-Werden von Philosophie und Kunst
  • Günther Ortmann Organisationstheoretische Mikrologien
  • 

Julia Pestalozzi „Ja, Mensch!“ – höre ich sie noch sagen

Zeit

  • Samstag, 3. 8. 2024, ab 14 Uhr
  • Sonntag, 4. 8. 2024, 10 – 14 Uhr
  • Am 3.8. 2024, abends: Get together und gemeinsames Essen (Restaurant wird noch bekannt gegeben)

Ort

  • 
Hochschule für bildende Künste, Lerchenfeld 2, 22081 Hamburg

Detaillierte Informationen zu den Räumlichkeiten und zum Veranstaltungsablauf werden demnächst versendet.
Eine möglichst frühzeitige Anmeldung würde die Organisation sehr erleichtern!

Anmeldung

Tagung zu Ehren
von Prof. Dr. Marianne Schuller
am 3. und 4. August 2024
Hochschule für bildende Künste
Lerchenfeld 2
22081 Hamburg

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